Die Opferliste
„Viele Konzerne tauschen ihre Technikchefs aus oder schaffen den Posten ganz gleich ab. Die Liste der Opfer ist lang.“ Nachzulesen in der aktuellen Ausgabe eines renommierten deutschen Monatsmagazins für Manager. Anhand von sieben sicher nicht repräsentativen Beispielen legt uns die Autorin dar, wie die „Entzauberung der Computergurus nach dem Platzen der Dotcom-Blase, der Sparzwang in den Unternehmen, der Trends zum Outsourcing den CIOs ihre bislang recht komfortablen Arbeitsbedingungen verdorben hat.“
Richtig ist, dass sich in den vergangenen fünf Jahren vieles verändert hat. Richtig ist, dass der CIO in der Zeit des Internethypes anders gesehen wurde als heute. Richtig ist auch, das einige IT-Manager den Sessel gewechselt haben. Es ist eben nichts beständiger als der Wandel. In ihrer Schlußfolgerung liegt die Autorin jedoch falsch: Den Chief Information Officer auf einer lange Liste von Opfern zu sehen der gern mit kryptischen Kürzeln um sich wirft ist nun wirklich fern jeder Realität. Im übrigen bin ich der Meinung, das die Fluktuation in anderen Managementpositionen nicht geringer ausfällt.
Fakt ist, dass dem IT-Management heute eine entscheidende Schlüsselrolle in den Unternehmen zukommt um die vielfältigen Aufgaben bei der Unterstützung der Geschäftsprozesse zu bewältigen. Der CIO sitzt heute mit am Tisch wenn in den Unternehmen nach Möglichkeiten der Verbesserung von operativen und strategischen Themen gestrebt wird. Der CIO in vielerlei Hinsicht die schwierigste und dynamischste Führungsrolle im Management geworden, insbesondere weil er hat lernen müssen, die Sprache seiner Kollegen von der Business-Seite zu sprechen und sich von der Sprache des Technikers in diesen Dialogen zu verabschieden. Wo jedoch ausschließlich technische Betriebskompetenz gefordert ist werden strategische Fähigkeiten und Management-Kompetenz weniger ausgeprägt sein. Der heutige CIO muß nicht primär wissen wie es geht, er muß wissen das es geht. Die Akzeptanz im übrigen Management bzw. der Schlüssel zum Erfolg liegen in seiner Kommunikationsfähigkeit und in der Fähigkeit technische Sachverhalte am Nutzen für das Business zu kommunizieren.
Die Einschätzung der Autorin des besagten Artikels, dass viele Unternehmen und Konzerne den CIO-Posten gänzlich abgeschafft haben, entspricht nun wahrlich nicht der Realität. Gerade in den Konzernen und in den großen Unternehmen ist in keinem einzigen Fall in Deutschland in den letzten Jahren diese Rolle abgeschafft worden. Das die Verantwortlichen nicht immer CIO auf ihrer Visitenkarte stehen haben, schmälert in keinster Weise die Bedeutung und Wichtigkeit des IT-Managements.
In allen Managementdisziplinen gibt es Leistungsschwächen und Differenzen wie im übrigen Management, jedoch daraus das generelle Verschwinden von CIOs zu prognostizieren ist eine übersteigerte Einschätzung.
Nicholas Carr initiierte mit seinem Statement „IT doesn’t matter“ bekanntermaßen eine kontroverse Diskussion. „IT does matter“ stellt er nunmehr in seinem aktuellen Buch fest. Und er hat Recht.
Wolfgang Franklin
Vorsitzender des Vorstandes
cioforum e.V.