20. Juni 2005

Fragen sie ihren Arzt oder Apotheker

7 Uhr morgens, Flughafen München: Die Frisur sitzt. 12 Uhr mittags, Flughafen Frankfurt, die Sonne brennt. Die Frisur sitzt noch immer, aber der Stresspegel ist aufgrund der morgendlichen Sitzung bereits im roten Bereich. 16 Uhr, Flughafen wo auch immer, die Frisur sitzt nichtmehr ganz so gut, der Tag ist gelaufen. Wir alle kennen die Werbung, in der ein Girlie im Carly Fiorina-Look den Eindruck vermittelt, mit dem richtigen Haarspray könne man den Manager-Alltag bewältigen.

Manager aller Disziplinen und der CIO im Besonderen können ein Lied davon singen, dass das wahre Leben doch ein wenig anders aussieht. Im Fokus unseres Tagesgeschäftes steht das Unternehmen für das wir arbeiten, die Optimierung der Wertschöpfung durch Technologie. Was vielfach jedoch gänzlich vernachlässigt wird, ist etwas extrem Wichtiges: Die Gesundheit des Managers. Über die Folgendes täglichen Handelns für die eigene Gesundheit fragt fast niemand seinen Arzt oderApotheker. Ein Branchenblatt schrieb vor einigen Monaten, die gesundheitliche Belastung des CIOs ist im Vergleich zu anderenManagement-Funktionen überdurchschnittlich hoch. Erschüttert lesen wir, dass Konrad Reiss vollkommen unerwartet im wohlverdienten Urlaub verstirbt oder ein bekannter CIO mit Blaulicht vom Arbeitsplatz direkt in den OP transportiert wird. Rettung in allerletzter Minute. Betroffen sinkt darauf in den nächsten Tagen unser Kaffeekonsum und vielleicht wird auch die eine oder andere Zigarette nicht geraucht. Seien Sie doch mal ehrlich, nach zwei Wochen gibt’s wieder Kaffee schwarz und das Mittagessen, wenn überhaupt, wird heruntergeschlungen.

Im Job tun wir alles um die richtigen Dinge und die Dinge richtig zu tun. Warum vernachlässigen wir uns selbst in sträflicher Weise? Es ist nicht nur das Suchtsystem Arbeitsplatz, dass Anne Wilson Schaef in ihrem gleichnamigen Buch bereits im Jahre 1988 Identifizierte. Es ist auch der stetige Versuch nach Spitzenleistungen und verbesserten Ergebnissen. Wichtige Themen die das Organisationsleben derzeit durchziehen sind Innovation, Veränderung und Übergang. Innovation wird als etwasAbruptes beschrieben, als eine allmähliche Veränderung. Aber gerade deswegen sollten wir CIOs darauf bedacht sein, dass unsere „Leistung aus Leidenschaft“unserer Gesundheit keine Leiden schafft.

Sucht ist ausser einschlägigen Substanzen auch jeder Prozess, der unser Leben bestimmt und dem gegenüber wir machtlos sind. Wilson sagt, dass alles Sucht ist, was wir glauben verleugnen zu müssen. Wenn es etwas gibt, was wir nicht bereit sind für ein gesünderes Leben aufzugeben, kann man es wahrscheinlich der Sucht zuordnen. Lassen wir es nicht soweit kommen! Fragen Sie öfters Ihren Arzt oderApotheker. Wenn Sie Glück haben, dankt es Ihnen das Unternehmen.

Wolfgang Franklin
Vorsitzender des Vorstandes
cioforum e.V.

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