6. Oktober 2005

Die Zukunft des Wachstums

Unsere Wirtschaft basiert auf stetigem Wachstum. Unternehmen und Management versuchen mit aller Kraft ihre Wachstumsziele zu erreichen. Die Frage die ich mir in diesem Kontext stelle lautet: Gilt das auch (noch) für die Zukunft? Lokale Märkte zeigen Anzeichen von Sättigung und unser gegenwärtiges Konsumverhalten ist derzeit auch nicht gerade wachstumsfreundlich.

Um Ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen bauen Unternehmen in unseren Breitengraden daher allerorten massiv Arbeitsplätze ab, da organisches Wachstum immer schwerer zu realisieren ist. Und vergessen wir eines nicht: der Konsumentennachwachs, sprich unsere Kinder, sind zahlenmässig rückläufig.

Schauen Sie mal auf den Retail-Sektor: Wo in der Vergangenheit eine Filiale nach der anderen eröffnet wurde, scheint es gegenwärtig nur noch um den Preis zu gehen. Geiz ist geil haben wir alle vollständig verinnerlicht. Nicht nur Supermarkt-Ketten, nein auch Modeketten, Drogeriemärkte und andere Einzelhändler ziehen in den Preiskrieg. Daneben wird ein Verwischen und eine Parallelisierung deutlich sichtbar: Finanzierungen im Supermarkt, Autos beim Kaffeehändler, der Konsument ist kaum noch zu verblüffen. Alle kämpfen verbittert um Marktanteile und wenn es nicht anders geht auf Kosten der Margen, die immer mehr unter Druck entstehen. Aber seien wir doch mal ehrlich: Durch die anhaltend schlechte Konjunktur und das Konsumentenverhalten wird der zu verteilende Kuchen immer kleiner. Eine durch und durch optimierte Supply Chain, businessorientierte Informations- und Kommunikationstechnologie und selbst effektives Kostenmanagement sind zwischenzeitlich nur noch eine Randbedingung, denn sie bringen uns im Moment nicht weiter weil sie nicht für das angestrebte Wachstum sorgen. Es ist mehr notwendig! Innovation, das habe ich an dieser Stelle schon mehrfach geschrieben, ist von Nöten. Aber die damit einhergehende Veränderungsnotwendigkeit wird vielfach unterschätzt oder aber auch einfach nicht gesehen. „Wachsen ist eine Kultur!“ hat unlängst ein CEO eines Retailers richtig erkannt. Aber kann diese Kultur bei uns überhaupt (wieder) entstehen oder wird sie an anderer Stelle zu neuer Blüte kommen? Die ganze Welt schaut gegenwärtig noch Osten und es herrscht zwischenzeitlich dahingehend Übereinstimmung, das China uns über kurz oder lang wirtschaftlich überholen wird.

Daher bin ich der Meinung, das es an der Zeit ist, das wir uns einmal Gedanken darüber machen, ob es nicht andere wirtschaftliche Modelle gibt um unseren Nachkommen stabile Ökonomien zu hinterlassen. Ich weiss, das ist leichter gesagt als getan. Wenn wir in die Kulturgeschichte der Menschheit zurückschauen, haben wir über die Jahrhunderte und auch Jahrtausende vollständige geografische Verschiebungen von wirtschaftlicher Blüte und Wachstum erlebt. Wir müssen uns nach meiner Meinung auf veränderte wirtschaftliche und konjunkturelle Rahmenbedingungen für die Zukunft einstellen, wenn wir denn Teil dieser Zukunft sein wollen. 
„Gehen Sie mit der Konjunktur, gehen Sie mit auf diese Tour!“ sang vor vierzig Jahren
Hazy Osterwald.

Die Kraft und die Mittel diese Tour in unserem Sinne zu gestalten haben wir – setzen wir sie ein!

Wolfgang Franklin
Vorsitzender des Vorstandes
cioforum e.V.

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